Es war
Liebe auf den ersten Blick, oder besser gesagt auf den ersten Lärm.
Bei meinen letzten Besuchen in Berlin hörte ich ihn nur. Morgens gegen sechs Uhr wahlweise
hüpfend, schreiend oder einen Gegenstand über das Parkett werfend, ziehend,
rollend oder schmeißend.
Sein Revier, inklusive Fuhrpark, befindet sich direkt über dem Gästezimmer, welches ich seit
Sonntag in Beschlag genommen habe. Zur Zeit klopft der Zweijährige bevorzugt
gern gegen Heizungsrohre. Jedoch auf gar keinen Fall nach acht Uhr morgens!
Als wir uns gestern im Treppenhaus begegneten, trafen sich unsere
Blicke und ich wusste sofort, dass es sich bei dem kleinen blonden Jungen mit
Pudelmütze um meinen morgendlichen
Weckdienst in Persona handelte.
„Schau mal Hermann, Vela und Thomas haben Besuch!“ hörte ich seine russische Mutter sagen.
Hermann musterte mich, kniff die Augen zusammen und vergrub
sein Gesicht zwischen den Brüsten seiner Mutter.
Er hatte einen Brummkreisel im Arm und so war ich
stillschweigend informiert, wie die Weckzeremonie für den nächsten Morgen
gestaltet werden könnte, während ich immer noch darüber nachdachte, dass diese
Eltern ihr Kind tatsächlich Hermann genannt hatten.
Ich behielt in jedem Fall Recht. Heute Morgen ab halb sieben
zählte ich mit. Hermann brachte es nach ausgiebiger Übung auf fast
zweiundzwanzig Sekunden,in denen er den Brummkreisel in Schwung hielt, bevor dieser
wieder tock tock tock tock tock , auf dem Parkett zum Erliegen kam. Auf ein
Neues Hermann! Du schaffst die halbe Minute!
Der aufmerksame ehemalige Abschnittsbevollmächtigte Herr
Braun aus dem Erdgeschoss freut sich im Übrigen sehr über den Stammhalter
Hermann aus dem vierten Stock. „Wenigstens ist das mal ein guter deutscher
Name!“
Hermanns Spielkumpels heißen nebenbei bemerkt Julius und
Arthus.
Sollte ich jemals Kinder bekommen, so nenne ich sie Krawall
und Remmidemmi, da weiß man wenigstens gleich, was Phase ist. Gehabt euch wohl,
eure Koschka!
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