Mittwoch, 18. Juli 2012

Auf de schwäbschen Eisenbahne - Inspirationen und Aufgeschnapptes

Der morgendliche ICE zwischen Stuttgart und München transportiert zum größten Teil Berufspendler und auch viele von jenen, die sich ab und an aus dienstlichen Gründen in eine der süddeutschen Großstädte verirren dürfen. 


Mir wurde heute Morgen wieder einmal letzteres Vergnügen zuteil. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen vor neun Uhr morgens in einem ICE besteht darin, entweder Männern im Anzug beim Telefonieren zuzuhören, die den ganzen Wagon lautstark darüber informieren, dass es im nächstgelegenen Atomkraftwerk eine kleine Beunruhigung gab aber man doch nicht gleich deshalb "die ganze Maschine runterfährt!" Oder ich belausche Gespräche zwischen Sitznachbarn. Ich weiß, das gehört sich nicht, aber sei es drum. Dafür rauche ich nicht mehr. 

Das heutige Ergebnis meines morgendlichen Lauschangriffes:
Zwei Herren, die sich zufällig im Wagon 22 treffen und sich sogleich nebeneinander setzen. Beide Herren hatten wahrscheinlich die 50 schon überschritten, die 60 aber noch nicht erreicht. 
Mann 1: "Musch au dienschtlich nach Stuttgart?"
Mann 2: "Ja, in der Tat, Verhandlung am Landessozialgericht. Ein schwieriger und langwieriger Fall." 
Mann 1: "Ja isch klar, viel Erfolg. Mir wohnet ja jetz in d'r Stadt. Sind vom Land wegzoga."
Mann 2: "Tatsächlich?"
Mann 1: "Ja, ja, scho vor zwoi Jahr. Alles neu. Woisch, altersgerecht mit Aufzug und so. 
Mann 2: "Wundervoll!"
Mann 1: "Aber die Wohnung isch im Erdgeschoss. War et günschdig! Also mir hens kauft, isch klar."
Mann 2: "Selbstverständlich!"
Mann 1: "Des beschde isch, dass de au 's Auto mal steha lasse kannsch und was trinka. Dann musch net hoim fahre, da kannsch dann laufa!"
Mann 2: "Traumhaft!"
Mann 1: "Und näggschde Woch heirat mer dann. Scho zum dritte mol. Woisch wie die Heidi Klum, die heiratet doch den Schwarze au immer jed's Jahr."
Mann 2: "Wundervoll!" 
Kurze Ruhe. Mann 2 räuspert sich. Sagt dann etwas verhalten: 
"Aber ist denn diese Heidi nicht von diesem Farbigen getrennt?"
Mann 1: "Noi, des ka et sei."
Eine Frau in der vorderen Sitzreihe steht auf, dreht sich zu den Herren um und schaut beide Herren verärgert an und spricht: 
"Doch Die sind getrennt und lassen sich scheiden. Und das hier ist ein Ruhewagon. Dankeschön!"

Schade, dachte ich bei mir. Die beiden Herren haben daraufhin ganz leise weitergetuschelt. Ich konnte leider nichts mehr verstehen. Dabei hätte ich gern gewusst, ob es nun trotzdem bei der Hochzeit bleibt oder nicht. 

Eure neugierige Koschka

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